Referenzbeispiel: Hohlraumerkundung im Osterbergtunnel

Der konventionelle Vortrieb der beiden Röhren des etwa 2000 m langen Osterbergtunnels erfolgte zum überwiegenden Teil in den Gesteinen des Muschelkalks, in denen im Rahmen der Trassenvorerkundung großräumige Verkarstungsstrukturen nachgewiesen worden waren.

Um die Hohlraumfreiheit im Liegenden der beiden Tunnelröhren zu sichern, erfolgten deshalb als geophysikalische Detailerkundung mikrogravimetrische Messungen auf der Strossensohle. Das technologische Konzept sah vor, dass mithilfe von gravimetrischen Messungen auf zwei zentralsymmetrischen Profilen (Profil- und Punktabstand jeweils 2 m) zunächst Verdachtsbereiche für Auflockerungszonen bzw. Hohlräume detektiert und diese dann gezielt mit einer oder mehreren Bohrungen erkundet wurden.

Im Ergebnis der gravimetrischen Messungen wurde nach Abschluss aller Bearbeitungsschrit-te das Lokalfeld ermittelt, welches primär die Anomalien enthielt, deren Ursachen im interes-sierenden Tiefenbereich von rund 10 bis 15 m zu suchen sind. Anhand der mit den Dichtede-fiziten verbundenen Schwereminima wurden Modellrechnungen durchgeführt. Kam ein Hohl-raum als Ursache infrage, wurde die Position für eine Kontrollbohrung definiert und abgeteuft (siehe Abbildung 2).

Mit einem abschließenden Vergleich der gravimetrischen Messergebnisse mit den Ergebnis-sen der auf Basis der Gravimetrie abgeteuften Bohrungen an insgesamt rund 40 Positionen in den beiden Tunnelröhren konnten die geologischen Ursachen für alle wesentlichen gravimet-rischen Anomalien geklärt werden. In den meisten Fällen waren Auflockerungs- bzw. Zerrüt-tungsbereiche die Ursache für die gravimetrischen Minima.
Das Ergebnis dieses abschließenden Vergleichs belegt, dass mit der angewandten Vorge-hensweise (gravimetrische Erkundung von Verdachtsbereichen und dort gezielter Ansatz von Kontrollbohrungen) sowohl die Aussagesicherheit der Gravimetrie als auch eine Optimierung des Bohraufwands erzielt werden kann. Letztlich konnte mit dieser Erkundungsmethodik eine sichere und effektive Bewertung des Bauuntergrunds erzielt und damit eine gute Basis für die weitere Ausführungsplanung geschaffen werden.